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#2149
The Sunday Times
Perth, Australia
1913-05-04
Person(s): Nielsen, Asta Carla Sofie Amalie

Jugend und Tollheit
#2150
The Sunday Times
Perth, Australia
1913-05-04
Person(s): Nielsen, Asta Carla Sofie Amalie

Jugend und Tollheit
#618
Kurjer Lwowski
Lviv, Austria-Hungary
1913-05-04

Der Totentanz
#619
Kurjer Lwowski
Lviv, Austria-Hungary
1913-05-04

Die Sünden der Väter
#1224
Kinematographische Rundschau
Vienna, Austria-Hungary
1913-05-04

Asta Nielsen Series 1913/14
#1225
Kinematographische Rundschau
Vienna, Austria-Hungary
1913-05-04

Asta Nielsen Series 1912/13
#4848
Neues Wiener Tagblatt
Vienna, Austria-Hungary
1913-05-04

Afgrunden
#4849
Neues Wiener Tagblatt
Vienna, Austria-Hungary
1913-05-04

Komödianten
#4850
Neues Wiener Tagblatt
Vienna, Austria-Hungary
1913-05-04

Der Tod in Sevilla
#4851
Neues Wiener Tagblatt
Vienna, Austria-Hungary
1913-05-04

Jugend und Tollheit
#4852
Neues Wiener Tagblatt
Vienna, Austria-Hungary
1913-05-04

Heißes Blut
#3868
Yorkshire Telegraph & Star
Sheffield, Great Britain
1913-05-05

Jugend und Tollheit
#620
Kurjer Lwowski
Lviv, Austria-Hungary
1913-05-05

Die Kinder des Generals
#621
Kurjer Lwowski
Lviv, Austria-Hungary
1913-05-05

Die Sünden der Väter
#3869
Yorkshire Telegraph & Star
Sheffield, Great Britain
1913-05-06

Jugend und Tollheit
#3870
Yorkshire Telegraph & Star
Sheffield, Great Britain
1913-05-06

Jugend und Tollheit
#622
Kurjer Lwowski
Lviv, Austria-Hungary
1913-05-06

Wenn die Maske fällt
#623
Kurjer Lwowski
Lviv, Austria-Hungary
1913-05-06

Die Sünden der Väter
#630
Kurjer Lwowski
Lviv, Austria-Hungary
1913-05-06
Person(s): Nielsen, Asta Carla Sofie Amalie
Info:

Adam Zagórski: Z powodu występów Asty Nielsen, In:  Kurjer Lwowski, No 206, 6 May 1913, Morning Edition, p. 3, and No 208, 7 May 1913, Morning Edition, p. 3.

Übersetzung aus dem Polnischen: Aneta Krzyskow (Universität Trier); Redaktion: Martin Loiperdinger (Universität Trier)

 

Kurjer Lwowski, Nr. 206, Dienstag, 6. Mai 1913, Morgenausgabe

Anlässlich der Auftritte von Asta Nielsen.

Man kann schon kaum über Asta Nielsen schreiben, ohne vorher einige Worte zur Verteidigung der Kinematographie als Kunst zu verlieren – so sehr wird sie wegen einiger Mängel von vielen Seiten unserer Intelligenz bekämpft: zwar zu Unrecht, im Hinblick auf ihre vielen zusätzlichen Werte – aber jedenfalls ohne Wirkung, da die Kritik am Kern der Sache vorbeigeht.

Edisons epochale Erfindung fand natürlich vor allem in der neuen Welt Anklang, welche die Dinge weitgehend ohne Vorurteile und allzu große Vorsicht bewertet, der es aber bislang noch in höherem Maße an einem Sinn für die Schönheit großer Kunst gebricht. Und wenn auch die Kinematographen aus Amerika sehr schnell auf dem ‚alten Kontinent‘ Fuß gefasst haben, so haben sie doch keineswegs die Eigenart verloren, ihre Anliegen rein wirtschaftlich zu verfolgen – obgleich diese Industrie auf dem Gebiet der Kunst agieren musste, hat sie anfangs nicht verstanden, dass sie erst als Kunstindustrie ihre wahre Bestimmung findet. Allerdings zwingt die notwendige Entwicklung der Konkurrenz zwischen den Kinotheatern selbst die ‚Fabrikanten‘ der Kinematographen-Films dazu, das Element der Kunst und sogar großer Kunst auf dem Gebiet dieses ‚Unternehmens‘ immer stärker zu berücksichtigen. Momentan sehen wir - während allein Europa einige Dutzend oder vielleicht auch mehr als hundert Filmfabriken zählt – , dass die Unternehmer anfangen, an die Künstler zu appellieren; dass sie anfangen, als Sujets der Aufnahmen große Werke der Literatur zu nehmen; dass sie anfangen, endlich Verträge mit Agenten von ernsthaften Schriftstellern abzuschließen; ja dass sie sogar anfangen, weltbekannte Regisseure einzustellen, und dass sie anfangen, Maler und Bildhauer zu Hilfe zu rufen. Und so kommt es, ganz abgesehen von all den hervorragenden, wenn auch weniger berühmten Künstlern, dass heute in den Dramen, die für das Kino geschrieben oder umgeschrieben werden, [Albert] Bassermann spielt, der größte dramatische Künstler Deutschlands – oder dass der bekannte italienische Künstler Novelii [recte: Enrico Novelli] Regie führt – oder dass wir Aufnahmen von dem Spiel Sara Bernhardts sehen.

Wir erfahren weiterhin, dass eines der Unternehmen den berühmten [Max] Reinhardt bittet, Regie zu führen, und keine Absage erhält; dass andere Unternehmen ausgesprochen begabte Dramatiker auf Dauer einstellen; dass schließlich die italienische Firma Cines für künstlerische Aufnahmen eine Reihe Maler einstellt, und dass gerade auf diesem Wege Ergebnisse erzielt werden können wie zum Beispiel Quo Vadis , dessen Aufführung sogar von den bisherigen Kritikern des Kinos sehr gelobt wurde.

Zudem kann man als weiteres Phänomen beobachten, dass die Produktion des Heimatlands des Films, Amerika, in den Hintergrund tritt, weil sie nicht mehr mit der kinematographischen Industrie in Europa konkurrieren kann – nicht weil sie etwa über geringere Mittel und Gelder verfügen würde, sondern gerade in Ermangelung der künstlerischen Möglichkeiten, mit denen sich Europa über das Land des Dollars erheben kann. Das sind die Fakten – und aus diesen Fakten lässt sich schlussfolgern, dass die kinematographische ‚Kreativität‘ in der vielfachen Bedeutung dieses Wortes sogar noch erhöht werden kann. Das ist eine Notwendigkeit, die sich aus der Konkurrenz der Fabriken untereinander ergibt und auch aus der ständig verbesserten Technik, die sicherlich noch weitere Fortschritte machen wird.

Vor allem darf man nicht aus den Augen verlieren, dass die Kinotheater in (sicherlich keiner allzu weiten) Zukunft zahlreiche Theater verschiedener Art ersetzen werden, mit denen sie schon heute ernsthaft konkurrieren; dass sie der Theaterkunst viele zusätzliche Elemente geben werden und dass sie dem Wort, das heutzutage im Theater viel von seiner ‚Anmut‘, von seiner Schönheit , seiner Kraft und seinem Stil verloren hat, eine höhere Bedeutung verleihen werden. Sie werden auch einige Veränderungen in der Theatertechnik und in der Technik des literarischen Aufbaus der Theaterkünste herbeiführen. Aufgrund von Platzmangel und wegen des schnellen Wandels in diesem Bereich ist es hier nicht möglich, über diese allgemeinen Bemerkungen zur Kinematographie hinauszugehen.

Ich gebe durchaus zu, dass der Kinematograph und die mit ihm verbundene Kunst momentan noch viele Mängel aufweist. Diese Mängel sind auffallend und schränken den Wert der Produktionen von Asta Nielsen ganz erheblich ein. Ihr Auftritt im Colosseum war begleitet von massiver Werbung: Oberflächlich, geräuschvoll und geschmacklos, wie sie war, stieß sie auf sehr geteilte Meinungen. Die Schuld daran trägt zum Teil auch die Künstlerin selbst.

(Schluss folgt).

Adam Zagórski


#1987
Kurjer Lwowski
Lviv, Austria-Hungary
1913-05-06
Person(s): Zagórski, Adam

#3871
Yorkshire Telegraph & Star
Sheffield, Great Britain
1913-05-07

Jugend und Tollheit
#624
Kurjer Lwowski
Lviv, Austria-Hungary
1913-05-07

Komödianten
#625
Kurjer Lwowski
Lviv, Austria-Hungary
1913-05-07

Die Sünden der Väter
#5234
Strassburger Neue Zeitung
Strassburg, Germany
1913-05-07
Person(s): Gad, Urban (Peter Urban Bruun Gad)

Der Tod in Sevilla
#631
Kurjer Lwowski
Lviv, Austria-Hungary
1913-05-07
Person(s): Nielsen, Asta Carla Sofie Amalie
Info:

Adam Zagórski: Z powodu występów Asty Nielsen. (Dokończenie). In: Kurjer Lwowski, No 208, 7 May 1913, Morning Edition, p. 3.

Übersetzung aus dem Polnischen: Aneta Krzyskow (Universität Trier); Redaktion: Martin Loiperdinger (Universität Trier)

 

Kurjer Lwowski, Nr. 208, Mittwoch, 7. Mai 1913, Morgenausgabe

Anlässlich der Auftritte von Asta Nielsen.

(Schluss)

Asta Nielsen hat für ihren spektakulären Auftritt keines ihrer typischen kinematographischen Kunst-Stücke gewählt. Sonst glänzt sie in diesen mit dem treffendem Ausdruck ihres mimischen Spiels und der Vielfalt der Schattierungen, die sie ihrem Schauspiel verleiht, sowie mit ihrer überragenden, für eine Frau erstaunlichen Verwandlungsfähigkeit. Nein – Asta Nielsen hat sich wegen der auf der Bühne gegebenen Bedingungen für den alten, nachahmenden Typus der Pantomime entschieden – und zwar für eine Pantomime von der Art, wie sie noch vor Jahren in Ballettaufführungen zu sehen war. Allerdings war ihre Ballettpantomime prächtig ausgestattet und bot eine Vielfalt an stilisierten und nicht stilisierten tänzerischen Darstellungen. Jedoch hätte sie eine viel bessere Musik verdient als die pfiffige, aber recht banale Musik, die für Zingara (so heißt das ‚Kunst-Stück‘, in dem Asta Nielsen spielt) komponiert worden war. Solch ein ‚libretto‘ als Begleitung ihres mimischen Spiels zu wählen, war ein Fehler, dem eine Reihe weiterer ungünstiger Umstände entsprangen, was der Künstlerin zu Recht zahlreiche Vorwürfe einbrachte. Wir wollen deshalb vor allem fragen: Was zeigt uns Asta Nielsen Neues? – Es gibt nämlich viele und auch bessere Kompositionen, die zudem das Zusammenwirken eines ganzen Ensembles bieten und nicht nur das Spiel eines Individuums vor ganz gewöhnlichem Hintergrund und Dekor.

An diesem Punkt fragen wir verwundert: Ist es denn richtig, wenn eine ehrliche Künstlerin, eine wahrlich große Künstlerin ihre Befriedigung und ihren künstlerischen Ehrgeiz in der Erschaffung einer solchen Rolle und überhaupt im Spielen einer solchen ‚Komposition‘ finden kann? Wie verdächtig und sogar lächerlich würde uns das Talent einer großen Pianisten erscheinen, dessen Konzert nur aus Wiedergaben von Hüpf mein Mädel oder Komm Karlinchen besteht! –Die Aufführung und die Rolle, in der sich Asta Nielsen uns präsentierte, wirft einen Schatten auf ihren künstlerischen Ehrgeiz und auf ihr Empfinden, was die Elemente des Schauspielens angeht. – Es steht jedoch noch schlimmer mit ihrem Schauspiel selbst. Ihr unbestrittenes, in beinahe jeder Bewegung, jeder Geste, jeder Gesichtsmaske beobachtbares mimisches Talent findet hier keine höheren Herausforderungen, keine besonderen Probleme, die das Feuer einer wahren Kunst anfachen könnten und das Talent der Schauspielerin in ihrer Lösung triumphieren ließen. Letztendlich findet ihr Talent keine Form, durch die es sich in eine wunderbare und unvergessliche Gestalt verwandeln könnte. Die Rolle, die Asta in Zingara spielt, ist ein Gefüge aus Banalitäten, aus situationsbedingten und psychologischen Konventionen sowie – aus mimischen Konventionen. Nur das große Talent der Künstlerin verleiht dem Stück manchmal eine eigene und außergewöhnliche Schönheit, nur ihre große künstlerische Leistung gibt den virtuos glänzenden Überleitungen ein herausragendes Tempo. Damit die erhobenen Vorwürfe niemandem als gegenstandslos erscheinen, bitte ich Sie, sich hineinzuversetzen in die situativen Sinnlosigkeiten von Asta Nielsens Rolle, die Herr Gad in dem zwanzig minütigen Einakter aufgehäuft hat.

Hier nun in unbekannter Lage irgendein Laboratorium–  und hier irgendein Professor, welcher unbekannterweise seinem Assistenten das auf losen Blättern aufgeschriebene Geheimnis seiner unbekannten Erfindung anvertraut – hier nun irgendein zweiter Assistent, der unbekannterweise nicht zum Vertrauten des Professors wird, sondern sein Feind ist und dieses Geheimnis um jeden Preis herausfinden möchte  und hier nun irgendeine Zigeunerin von der Straße, von diesem zweiten Assistenten herbeigeholt und bezahlt, damit sie das Geheimnis stiehlt. Diese Zigeunerin, die durch ein Fenster in das Laboratorium hineinklettert, versetzt den ersten Assistenten keineswegs in Verwunderung – Ha! er fängt sogar einen Disput mit ihr an – veranstaltet spontan ein ‚kleines Fest‘ mit Wein  – er spielt für sie auf einer Gitarre, die unbekannterweise irgendwie ihren Weg in das Laboratorium gefunden hat – lässt sich schließlich von der Zigeunerin unter Küssen bestehlen – und begeht Selbstmord, nachdem er den Diebstahl bemerkt hat. Und die Zigeunerin – zu allem Überfluss plötzlich in ihn verliebt – kommt, befleckt mit seinem Blut, wegen Mordverdacht ins Gefängnis. Ist das nicht alles ein mixtum compositum, das sogar die weniger anspruchsvollen Zuschauer verwirren muss? Und die Rolle der Zigeunerin selbst? Wie soll man sie betrachten? Welch eine Mischung aus widerstreitenden Elementen, die sich weder zu einer Charakterdarstellung zusammenfügen lassen noch gedanklich miteinander vereinbar sind! Diese Zigeunerin muss natürlich zerlumpt sein – da sie ja angeblich direkt von der Straße kommt – aber die Lumpen und der Dreck dürfen natürlich nur ganz einfach angedeutet werden. Denn sie kann nicht wirklich schmutzig sein, weil sie ja eine Verführungsszene zu spielen hat – und diese Szene muss sie mit der schlauen Raffinesse einer Kokotte ausführen, was wiederum im Gegensatz steht zu dem schlichten Charakter, der anfangs in der Zigeunerin hervortreten soll – und dann eine neuerliche Verwandlung, als das Gefühl die Oberhand über die Niedertracht erlangt und schließlich daraus die Tragik entsteht, welche im Schmerz die Seele der Zigeunerin reinigt. Die aufgezeigten falschen Punkte können nur in einer Dissonanz zusammen existieren – deshalb überzeugt Asta Nielsens Schauspiel hier nur in der Darstellung einzelner Gefühle und einzelner Szenen, was aber eine Banalisierung und ein Zurückfallen in Konventionen mit sich bringt. In diesem Kompromiss verliert letztendlich jede einzelne Szene und jedes Gefühl an Farbe und an Kraft, die sie doch im Kaleidoskop ihres Schauspiels für sich selbst besitzen könnte. Außerdem biegen manche Szenen ihr Schauspiel in veraltete Vorgehensweisen, wenn Asta etwa – statt direkt den schnellstmöglichen Weg zu dem Tisch zu gehen, auf dem die Papiere liegen, die das Geheimnis der Erfindung enthalten – erst langsam durch das ganze Zimmer schlendert, als würde ihr gar nicht daran gelegen sein, diese Papiere zu stehlen.

Was also bleibt zum Lob von Asta Nielsen, nachdem wir so viele Vorwürfe mittelbar und unmittelbar gegen sie erhoben haben? Was bleibt ist die Kraft, die Genauigkeit und das Feingefühl des mimischen Spiels – das, womit sie ihre kinematographischen Rollen erschafft und womit sie auf diesem Gebiet ihren Namen bekannt gemacht hat. Es bleibt eine außergewöhnliche Fähigkeit der Bewegung – ein geschmeidiger und für die szenische Kunst hervorragend beherrschter Körper; es bleibt ein überdurchschnittlicher Ausdruck im Blick der wunderschönen riesigen Augen – und es bleibt ein erstaunliches Gefühl für die musikalische Leidenschaft im Schauspiel.

Letzteres ist wohl das Geheimnis des wichtigsten Talents von Asta Nielsen. Sie hat ein außergewöhnliches Gefühl für Rhythmus und Tempo und kann so die Wortpausen während ihres Spiels teilweise ersetzen – so genau kann sie die Pausen aushalten, so rhythmisch unterstreicht sie die mimischen Momente, dass wir den Eindruck gewinnen, den ganzen darin ausgesprochenen Gedanken hören zu können. Damit verbunden sind zum Teil auch die Flüssigkeit ihrer Handbewegungen und das Halten der Pose, das dem Rhythmus melodische Momente zu verleihen scheint – und die hervorragend ausgeführten Übergänge, die durch Stufungen oder durch plötzliche Wendungen beinahe die Dynamik der Stimme ersetzen. Das also ist es, was man bewundern und dem man applaudieren sollte – ein ehrliches Lob für die Spielkunst von Asta Nielsen. Bei einem weiter fortgeschrittenen Stand der Kinematographie könnte sie ihr Talent noch vervollkommnen – und in eine wahrlich hohe Kunst verwandeln.

Adam Zagórski